von Bernhard meißnitzer // 22. Oktober. 2025
Mehr Raumgefühl trotz weniger Fläche – Julia im Gespräch mit Architekt Robert
Julia sitzt am Fenster eines kleinen Cafés in der Innenstadt.
Neben ihr dampft ein Cappuccino, draußen ziehen die Menschen vorbei.
„Ich habe mir gestern wieder eine Wohnung angesehen“, sagt sie, halb zu sich selbst.
„Sechzig Quadratmeter. Schön, aber irgendwie… klein. Ich brauche Platz.“
Ihr Gegenüber – Robert – lächelt.
Er ist Architekt, jemand, der Räume versteht, bevor sie gebaut sind.
„Platz ist relativ“, sagt er ruhig.
„Gute Architektur hat wenig mit Quadratmetern zu tun.“
Julia zieht eine Augenbraue hoch.
„Wie meinst du das?“
„Raumgefühl entsteht nicht auf dem Papier.“
Robert legt den Löffel beiseite.
„Weißt du, warum manche Wohnungen groß wirken und andere nicht?“
Julia schüttelt den Kopf.
„Es geht um Licht, Proportionen und Blickachsen“, erklärt Robert.
„Wenn Räume ineinanderfließen, wenn du Tageslicht von zwei Seiten bekommst, wenn die Decke dir Raum zum Atmen gibt – dann fühlt sich selbst eine kleine Fläche großzügig an.“
Er zeichnet mit dem Finger Linien auf den Tisch:
„Man kann Flächen nicht vergrößern. Aber man kann sie erlebbarer machen. Das ist das eigentliche Handwerk.“
Julia nickt langsam.
„Also quasi… Raumgefühl statt Quadratmeter?“
„Genau“, sagt Robert und lächelt.
„Und das ist viel nachhaltiger. Vor allem in Städten wie Graz, wo Platz knapp ist.“
„Die Zukunft liegt nicht in der Größe, sondern in der Qualität.“
Julia lehnt sich zurück.
„Aber kleine Wohnungen – das klingt trotzdem irgendwie nach Kompromiss.“
„Nur, wenn sie schlecht gedacht sind“, antwortet Robert.
„Überall auf der Welt entstehen Konzepte, die zeigen, dassweniger Fläche mehr Freiheit bedeuten kann.
Kennst du Never Too Small?“
Julia nickt.
„Diese Videos auf YouTube? Ich liebe die!“
„Genau“, sagt Robert.
„Da sieht man, wie Menschen auf 25 Quadratmetern leben – und es fühlt sich nicht eng an, sondern intelligent, flexibel und schön. Es geht um Qualität statt Quantität. Darum, Räume zu schaffen, die sich verändern dürfen – offen oder privat, wie das Leben gerade ist.“
„Architektur darf mit dir mitwachsen.“
Robert greift nach der Serviette und beginnt zu skizzieren.
Zwei Ebenen, verbunden durch eine offene Treppe.
„Stell dir vor, dein Wohn- und Schlafbereich sind leicht versetzt – Split Level nennt man das. Du siehst die ganze Wohnung, aber sie ist klar gegliedert. Die Höhe öffnet den Raum, die Materialien – Beton, Holz, Textil – geben ihm Tiefe.“
Julia beugt sich vor. „Aber was, wenn ich doch lieber ein abgetrenntes Zimmer will?“
„Dann setzt du es einfach“, sagt Robert.
„Mit Trockenbau, mit einem Regal, einem Vorhang – so, wie es dein Leben gerade braucht.
Räume dürfen sich verändern, genau wie du. Das ist echte Freiheit.“
„Und Le Corbusier? Der war da seiner Zeit voraus.“
„Kennst du Le Corbusier?“ fragt Robert.
„Der mit den Wohnmaschinen?“ – Julia lacht.
„Ja – aber vor allem mit den durchgesteckten Wohnungen. Licht und Luft auf zwei Seiten, Räume, die fließen, statt enden. Viele seiner Ideen waren Vorläufer dessen, was wir heute wiederentdecken:
Architektur, die weniger baut – aber mehr spürbar macht.“
Julia nickt nachdenklich.
„Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein.“
„Vielleicht ist es das gar nicht.“
Robert lächelt.
„Weißt du, wir arbeiten gerade an einem Projekt in Graz, das genau das umsetzt.
Split-Level-Lofts, individuell planbar, offen, hell, mit Materialien, die leben dürfen.
Ein Raum, der mit dir wächst.“
„Wie heißt das Projekt?“ fragt Julia.
Robert nimmt einen Schluck Kaffee und fügt leise hinzu:
„Vielleicht suchst du gar keine größere Wohnung. Sondern eine bessere.“
Julia lächelt.
„Zum ersten Mal fühlt sich „klein“ nicht nach Verzicht an – sondern nach Freiheit.„
Ein neuer Maßstab für Wohnqualität in Graz.
Gute Architektur misst sich nicht in Quadratmetern, sondern darin, wie man sich darin fühlt.
In Zeiten, in denen Städte wachsen und Wohnungen kleiner werden, ist das vielleicht die wichtigste Erkenntnis überhaupt.
Raum ist nicht das, was man hat – sondern das, was man spürt.
Tipps und Tricks:
kleine räume clever nutzen
1. Vertikal denken:
Nutzen Sie die Raumhöhe – Regale bis zur Decke schaffen Ordnung und lassen Bodenfläche frei.
2. Zonieren mit Möbeln:
Offene Regale, Sofas oder textile Elemente gliedern Räume, ohne sie zu trennen.
3. Licht bewusst führen:
Tageslicht, Glas und Spiegel öffnen den Raum – je heller, desto größer wirkt er.
4. Multifunktional möblieren:
Klappbare Tische, modulare Sofas und Möbel mit Stauraum geben Flexibilität zurück.
5. Materialität & Atmosphäre:
Echtes Holz, Textilien und Sichtbeton schaffen Tiefe und Ruhe – Qualität schlägt Quantität.
